The Colony Of Slippermen

 

 Die Kolonie der Glibbermänner


Er geht durch die selbe Tür hinaus, durch die er hereingekommen war, und findet auf der anderen Seite eine Art von Verrückten-Ghetto. Als sie ihn entdecken, bricht der ganze Straßenzug von verkümmerten Gestalten in Gelächter aus. Einer aus der Kolonie nähert sich,

 

DIE ANKUNFT

RAEL:
Ich wanderte umher, einsam wie eine Wolke, (32)
bis ich auf diese schmutzige Straße stieß.
Ich habe nie einen seltsameren Haufen getroffen:
Schlabbergestalten auf quietschenden Füssen.

 

Ohne Unterlass umherlaufend,
mit plumpen Bewegungen.
Ein entwürdigender Anblick;
Und einer schaut mich an, kommt auf mich zu, um „Hallo" zu sagen.

 

grotesk in jedem seiner Merkmale, eine Mischung aus hässlichen Haufen und Stümpfen. Seine Lippen rutschen über sein Kinn, als er ihm Willkommen zulächelt und seinen schlüpfrigen Händedruck anbietet.

 

 

 

 

 

Seine Haut ist in schleimige Lumpen gehüllt.
Seine Lippen gleiten über sein Kinn.
Seine verbogenen Glieder wirken wie Gummistümpfe,
die mir zuwinken: 'Bitte geselle Dich doch zu uns.´

 

Ich flippe gleich aus,
denn sein glibberiger Händedruck scheint nicht enden zu wollen.
Meine Hoffnungen schwinden
und die ganze Zeit über steht ein Lächeln in seinem Gesicht.




Rael wird ein wenig desillusioniert, denn der Glibbermann offenbart, dass die ganze Kolonie, einer nach dem anderen, durch die gleiche romantische Tragödie mit denselben drei Lamien gelebt hat, die sich jedes Mal wieder regenerieren, und dass Rael nun Aussehen und schattenhaftes Dasein mit ihnen teilt.

 

SLIPPERMAN:
„Wir haben genau wie Du die Liebe gekostet.
Lass Dich von dem, was Du siehst nicht erschrecken.
Du selbst bist genau das, was Du in mir siehst.

RAEL:
„ Ich! Wie Du? Wie das?"

 

Unter den verstümmelten Gesichtern der Glibbermänner erkennt Rael, was von seinem Bruder John noch übrig ist. Sie umarmen einander.

 

SLIPPERMAN:
„ Du siehst den Tatsachen besser ins Auge, Junge. Das ist erst der Anfang Deiner Strafe.
Verpiss´ Dich besser und geselle Dich zu Deinem Bruder John."

 

DER BESUCH BEIM DOKTOR

 

SLIPPERMAN:
„Du bist in der Kolonie der Glibbermänner.
Hier gibt´s kein Wer? Warum? Was? Oder Wann?

 

John erklärt ihm verbittert, dass das ganze Leben der Glibbermänner darauf ausgerichtet ist, den nimmermüden Hunger der Sinne zu stillen, den die Lamien ihnen überlassen haben. Es gibt nur einen Fluchtweg: den entsetzlichen Gang zum berüchtigten Dr. Dyper, der die Quelle des Problems entfernen wird - um es weniger höflich auszudrücken - kastrieren. Sie diskutieren die missverständlich 'Flucht' genannte Möglichkeit lange und entschließen sich endlich, dem Doktor einen Besuch abzustatten.

 

 


Du kommst hier raus, wenn Du den Mut hast,Doktor Dyper; eine Art besseren Heckenschützen, zu besuchen
- er wird Dir Deinen Scheibenwischer abklemmen."

RAEL:
„John und ich sind bereit,
dem Doktor und seinem Marmortisch zu begegnen."

RAEL:
„John und ich sind bereit,
dem Doktor und seinem Marmortisch zu begegnen."

DOKTOR:
„Du hast doch verstanden, Rael? Das ist das Ende für Deinen Pimmel."

RAEL:
„Verlieren wir keine Zeit, stutzen Sie den Schwanz!"
Und ich sehe hilflos zu, während der Countdown läuft...

 



 DER RABE
 

Sie überleben den qualvollen Eingriff. Die anstößigen Waffen werden ihnen in sterilen gelben Plastikröhren präsentiert, zusammen mit goldenen Ketten. "Die Leute tragen sie gewöhnlich um den Hals", sagte der Doktor, als er sie ihnen überreichte. "Die Operation schließt die Benutzung der Gegebenheit für kurze Zeiträume nicht aus, aber sie müssen uns, wenn sie davon Gebrauch machen wollen, natürlich beträchtlich im Voraus informieren".

 

Er steckt mein Ding in eine Röhre,
ein gelbes "shoobedoobe" aus Plastik.
Darauf steht: „ Wenn´s Dir auch in den Fingern juckt,
bist du sicher eingemacht."

 

Als die Brüder ihre missliche Lage besprechen, fliegt ein großer schwarzer Rabe in die Höhle, stößt herab, reißt Raels Tube aus seinen Händen und trägt sie in seinem Schnabel hoch in die Luft.


 

 

 

 

Plötzlich stürzt eine schwarze Wolke vom Himmel.Es handelt sich um einen riesigen, schwarzen Vogel, der wie die Hölle fliegen kann.

Der Rabe bringt Dunkelheit und Nacht.
Er stürzt herab; jagt mir einen entsetzlichen Schrecken ein.
Er klaut mir die Röhre direkt aus den Händen.
Mann, ich muss herausfinden, wo dieser Rabe landet.



 
 

Rael bittet John, mit ihm zu gehen. Er antwortet: "Ich werde keinem schwarzen Raben nachjagen. Hier unten musst du die Zeichen lesen und ihnen gehorchen. Wenn der Rabe fliegt, gibt es ein Unglück."

 

„ Los John, ich muss hinterher!
Ich brauch´ Dich jetzt, komm schon!"

Aber er sagt zu mir:

JOHN:
„ Siehst Du das nicht ein?
Wo der Rabe hinfliegt, lauert das Unglück.

Sei froh, dass wir geheilt wurden.
Nörgel´ jetzt nicht rum!
Ich werde meinen Honigbeutel, in dem mein Gehänge kraftlos herum baumelt
nicht aufs Spiel setzen."

 

So lässt John zum zweiten Mal seinen Bruder im Stich.

 

RAEL:
Er geht davon und lässt mich erneut im Stich.
Obwohl ich´s wohl nie kapieren werde,
dachte ich, diesmal würde er die Sache ernst nehmen.

 

 

 

 

Der Vogel gleitet vor Rael einen engen Tunnel entlang, er scheint ihm die Möglichkeit geben zu wollen, den Abstand klein zu halten. Doch als Rael glaubt, den Vogel fast packen zu können, erweitert sich der Tunnel und endet als riesiger unterirdischer Wasserfall. Ganz zufällig lässt der Rabe seine kostbare Last in das tobende Wasser am Fuße des Falls stürzen. Es ist genug, einen armen Jungen verrückt werden zu lassen. Dann sieht er die Gefahren des steilen Kliffs - unser mutiger Held steht da, machtlos, und starrt hinab.

 

Ich erleide die Qualen des Glibberschmerzes.
Ich bete, dass ich nicht zusammenbreche.
Die Jagt beginnt mit einem irren Tempo.
Aber ich renne so schell, wie ich nur kann.
Er führt mich zu einem unterirdischen Tunnel.
Obwohl dieser sehr eng wird, fliegt er immer noch sehr schnell.
Am Ende des Tunnels erhasche ich einen Blick auf die Röhre;
Gerade rechtzeitig, um zu sehen, wie sie fällt.
Ich stehe an einem Ufer; zu steil zum Klettern.
Und muss mit ansehen, wie sie ins Wasser schlägt
und mitgerissen wird.

 

Anmerkungen:

(32) I wandered lonely as a cloud
Die erste Zeile aus dem Gedicht "Daffodils" (Narzissen) von William Wordsworth (*1770; † 1850), übersetzt von Bertram Kottmann.

 

 

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"The Colony Of Slippermen" live in Los Angeles, Januar 1975: 

 

 


Music; Lyrics: Genesis; Liner Notes: Peter Gabriel

Deutsche Übersetzung:

Songtexte: Ute Kretzschmar; Begleittext: Petra Gehrmann