Carpet Crawl |
‘Carpet Crawlers’ ('CC') ist nur ein kleiner Ausschnitt des größeren Zusammenhangs des Albums und ist von daher nur bedingt isoliert betrachtbar. Mit Sicherheit lassen sich mehrere Betrachtungsebenen finden. Zuerst ist da die engere Verbindung zu ‘Grand Parade’ und dem ‘Chamber of 32 Doors’, die durch den “Korridor” (‘Carpet Crawlers’) verbunden sind. Rael trifft in diesen Songs auf die nichts ahnenden “Menschenmassen”, von denen er sich am Time Square/ ‘In the Cage’ getrennt hat und betrachtet seine Umgebung jetzt aus einer mittleren Distanz, er reflektiert ES (das Tun der anderen oder vielleicht auch so etwas wie sein Gewissen; die Stimmen, die ihn führen sollen, in ‘32 Doors’). Er befindet sich hier auf einer Ebene, die unterhalb der äusserlich sichtbaren Realität, aber von seinem inneren Kern noch entfernt liegt, an dem er ES (an sich selbst), wie in ‘In the Cage’ beschrieben, nicht aushalten kann. Zu dieser Ebene gehören auch die Erinnerungen (umschrieben als “he moves into a reconstruktion of his old life”) aus 'Back In N.Y.C.' und 'Counting Out Time' sowie die Melancholie aus ‘Hairless Heart’. 'Anyway' (14. Song), (und der ‘Supernatural Anaesthesist’, 15. Song) “spiegeln” sich in ‘Carpet Crawlers’ (10. Song), wenn man ‘Lilywhite Lilith’ (der 12. von 23 Songs) als Spiegelachse ansetzt. Rael könnte sich beim Anblick der Kriecher fragen, was die denn geraucht haben und sie auf die Knie zwingt? Er bekommt exemplarisch auch eine Antwort vom Sphinx-Wesen (einem Todes-Demon/ -wächter): “Der Mönch ist besoffen”, also betäubt. Die gemeinhin betäubten Wesen machen keinen sonderlich lebendigen Eindruck auf ihn, auch wenn sie hier schon lebendiger als in ‘Grand Parade’ erscheinen. Was daran liegt, dass sie die Fabrikhalle verlassen, ihre Sicherung eingesetzt bekommen haben und in Gebrauch sind, unterwegs ihre Bestimmung zu erfüllen. Er ahnt noch nicht, dass auch er bald wieder eine Dosis Betäubung (nach ‘Anyway’) braucht.
Er beschäftigt sich mit der Fragen nach dem, was wir als Realität bezeichnen. Was ist Realität, wie entsteht sie, was bewirkt sie und wie behandeln wir sie? ‘CC’ markiert mit dieser Fragestellung ein Zentrum der gesamten Geschichte. Wenn ich mir die TLLDOB-Geschichte räumlich vorstelle, bildet sich in ihrer Komplexität in etwa ein Doppeltrichter ab, in dem ‘CC’ sehr Nahe am Durchlass (‘Lilywhite Lilith’) zwischen den Einzel-Trichtern liegt. Dieser Durchlass saugt den “Inhalt “ der einen Seite, der materiellen Welt, durch ein Nadelöhr auf die andere Seite, die innere Welt jedes Einzelnen. Dort muss der “Inhalt” bearbeitet, reflektiert werden, sodass eine Reaktion zurück in die materielle Welt erfolgt. Das sind einfache Prinzipien der Orientierung und Kommunikation. Das Sammeln und bewusste Aussortieren der für das individuelle Selbst wichtigen Eindrücke, das Wirken lassen auf das Selbst, gibt diesem die Möglichkeit, sich authentisch zu reflektieren und in einen wechselseitigen Prozess mit der Realität zu treten. Der Eindruck löst zeitgleich einen Ausdruck in einem unaufhörlichen Kreislauf aus. Neben den Doppeltrichter tritt der Korridor. Diverse installierte Filter ziehen die Grenze der Trichter durch “Auto-Reflexion” wieder enger, sodass ein Teil der Eindrücke automatisch bearbeitet bzw. ignoriert und faktisch nicht mehr bewusst wahrgenommen wird. Natürliche Filter sind notwendige Garanten zur aufrecht Erhaltung der Handlungsfähigkeit. Aber es bleibt die Frage, wie es sich mit den installieren Filtern verhält? Wie stark sind sie, auf welche Ziele sind sie gerichtet und wann wurden sie durch was (oder wen) und wie verankert. Die Teppich-Kriecher folgen “fraglos” ihren Rufern. Sie bleiben im Korridor ohne Möglichkeit der individuellen Reflexion und Reaktion. Sie tragen einen Blinden Fleck ihrem Selbst gegenüber, der durch übergeordnete Vorstellungen wie Moral, Ideologie, Ökonomie oder anderes geschlossen wird. Statt dessen sehen sie eine Tür vor sich, das Symbol eines Ziels, dass sie für ihre Anstrengungen mit erhofften Gaben wie Akzeptanz, Ruhm, Reichtum oder Segen entschädigt. Die Kraft des Magneten (Ziel) zieht den Menschen scheinbar aus sich selbst in eine lineare Bahn hinaus, die den zirkulären Sog des Trichters (“keep on turning, spinning around” ‘In The Cage’) überwindet. “Wir müssen hinein, um heraus zu kommen” enthält ein Konzept mit für den Menschen universeller Bedeutung. Hin/her; ein/aus; rein/raus. Dazwischen befindet sich eine Strecke, die Zeit oder der Raum, die/ der mit jeglichem Inhalt gefüllt werden kann. “Es liegt bei Dir.” Der Inhalt zwischen Geburt (ein) und Tod (aus) ist das Leben, aber es sieht so aus, als schleppen die Kriecher nur ihre Körper vom Start zum Ziel und legen damit eine zweidimensionale Strecke zurück. In ‘CC’ wird die gesamte Erzählung des Albums in einem Punkt, einem Fokus zusammengefasst. Der Kosmos zieht sich in einem Punkt gleich einer Singularität zusammen und strahlt nach innen und außen aus. The Carpet Crawlers 1999: Und da taucht die Frage nach der “Realität” auf, die wir in beiden Sphären vorfinden oder “Ist Realität wirklich wahr?” Es folgt die Frage nach der Unterscheidung zwischen genetischem Code und seiner Ausformung; zwischen dem Seienden und dem Hergestellten. Gabriel beginnt mit einem einfachen Eindruck: „Ich fühle Lammwolle unter meinen nackten Füßen. Die Wolle ist weich und warm, strahlt eine Art Hitze aus. “Eine sensuelle Erfahrung, die von annähernd jedem Leser/Hörer selbst gemacht wurde und beurteilt werden kann. Deswegen gehören diese Sätze zu den “wahrsten” Aussagen des Albums. Dann: “Der Salamander huscht in die Flamme, um zerstört zu werden.” Das können die Augen prüfen und es entspräche unserer Erfahrung mit Feuer, doch warum huscht der Salamander in’s Feuer? Wäre das realistisch? Vor 150 Jahren noch hielt sich die archaische Ansicht, dass Salamander Wesen des Feuers seien und Hitze schadlos überstehen. Der Aberglaube zeichnete diese Tiere als Ursache für Brände aus, weil sie das Feuer überall hin trügen. Und so warfen die Menschen sie selbst ins Feuer, um das entstehen von ungewollten Bränden zu verhindern. Auch heute ist der Begriff “Feuersalamander” noch geläufig. Hier schlägt die Alarmglocke an. Wer garantiert dafür, dass alles, was wir leben, sehen oder von dem uns berichtet wird wahr ist? Der nächste Schritt, die Mischung von Realität und Vorstellung:
Diese Mischung beschreibt unsere kulturelle Realität, in der die geborenen Geschöpfe von den kulturellen Vorstellungen ihrer Zeit geprägt werden, als sie auch von ihnen abhängig sind und ihnen unterliegen. Gefangen auf Zelluloid umschreibt die Prägung. “Jeder Gedanke, jede Geste gefangen auf Zelluloid. Es gibt kein Versteck in meinem Gedächtnis. Keinen Ort, der leer ist.” Sie bestimmt das Denken. Sie kann nicht ungeschehen gemacht oder umgangen werden. Sie wird zum Bestandteil der persönlichen Realität. Für den Erwachsenen wird sie so bindend, wie der genetische Code selbst. Die Prägung eines Chinesen weist Unterschiede zu der eines Deutschen auf. Ein Deutscher, geboren im Jahr 1600, wird sich in der modernen Gesellschaft nicht mehr zurecht finden können, wenn er im Erwachsenenalter eine Zeitreise in die Zukunft machen würde. “Die Flöhe klammern sich ans goldene Vlies, hoffend Frieden zu finden.” 1. Natürlich klammern sich die Flöhe ans Vlies. Sie folgen ihrem Instinkt (dem natürlichen Filter), der ihnen das überleben sichert. Der natürliche Mechanismus braucht allerdings weder die Hoffnung, noch kann er dem Floh Frieden bringen. Die Absurdität fällt dann nicht auf, wenn wir den Floh gleich mit “bewerten”. Als das parasitäre Wesen, dass anderen auf den Pelz rückt. In den nächsten Strophen begegnen uns ähnlich konstruierte Analogien:„… werden sie wie von einem Magneten angezogen - daran glaubend, frei zu sein.“ oder “Die Schaufensterpuppe befürchtet einen Angriff.” Im Vergleich läßt sich am Magnet-Satz zeigen, dass auch hier ein Mechanismus abgebildet wird. Die Bäume, die sich zur Sonne neigen und die Kriecher, die aufwärts streben. Aber während die Bäume einem natürlichen Mechanismus folgen, wie die Flöhe, ist hier der Mechanismus, dem die Kriecher folgen in der menschlichen Gesellschaft konstruiert. Dieser Mechanismus wirkt so selbstverständlich, dass er nicht bewusst wird (sie glauben, frei zu sein). Ein menschliches Wesen hat die Chance, diesen Mechanismus zu brechen, ihm bewusst zu werden und in Folge eine Wahl (dargestellt in ‘Chamber Of 32 Doors’) zur persönlichen Freiheit/ Entscheidung. 2: Der Satz erinnert an das Gerangel der Spermien um den Eintritt ins Ovum. Warum? Vielleicht weil “darauf hoffend, Frieden zu finden” ein menschliches Verlangen der sexuellen Motivation umschreibt, das sich in dem hier gestellten Zusammenhang zu einer kraftvollen, bildlichen Vorstellung formt und damit zu einem Beispiel dafür wird, wie leicht es ist, unsere Triebe über bestimmte Vorstellungen zu reizen, wie eng sie mit diesen “Schlüsseln” verwoben sind [und es zeigt wie einfach es ist, Menschen über das Stimulieren ihrer Instinkte zu steuern oder auszunutzen]. In dem Moment, in dem ein Mensch seine Triebe (Treiben) im Zaum hält, entsteht das Verlangen (Verlängern) und das Hoffen (offen lassen), das Befriedigung (Frieden/ Einfrieden) in der Zukunft verspricht. 3. “Das goldene Vlies” ist ein Artefakt der griechischen Mythologie. In der alten griechischen Kultur hat das Lamm damit eine andere Bedeutung als in der Christlichen oder Jüdischen Kultur (von heute). Gemessen am griechischen Mythos ist das Lamm hier ein Symbol für die Erlangung von Wohlstand. Das wirft die Frage auf, welches Symbol das Lamm auf dem Broadway darstellen soll. Nach Peter Gabriels Aussage:”Dieses Lamm hat weder mit Rael noch mit irgend einem anderen Lamm zu tun. Es liegt einfach nur auf dem Broadway.” Für ein Mitglied der christlichen geprägten Kultur, ist diese Erklärung wahrlich schwer zu akzeptieren. Aber der Bezug zum goldenen Vlies als Gegendarstellung zeigt, wie sehr wir in unserer Kultur, glaubend oder nicht, verfangen sind. Wir greifen automatisch auf die nahe liegenden Erklärungsmodelle zurück, die uns geprägt haben. Der untere Vers beginnend mit “Mild mannared Supermen...” befasst sich mit einem besonderen Aspekt der menschlichen Konditionierung. Mit den Geschlechterrollen und der Beziehung der Geschlechter zueinander. Supermann ist eine idealisierte “Person”. Die Vorstellung von einem Mann mit diametralem Charakter. Auf der einen Seite ist er selbstbewusst, stark, bestimmt und tatkräftig. Einer, der die Welt bewegen kann. Auf der anderen Seite finden wir den eher zurückhaltenden Clark Kent, den zivilisierten Vertreter (mild mannered: sanft benehmend), der sich für geordnete Familienverhältnisse besser eignet. Der Doppelcharakter ist nur schwer aufrecht zu erhalten und begünstigt die Selbstzerstörung (Mild mannered Supermen are held in KRYPTONITE: in der Superman-Saga ein gefährliches Mineral des Planeten Krypton, das die Stärken seiner Bewohner auslöscht; sie in bösartige Wesen verwandelt). Nochmal zur Erinnerung: dies wurde 1974 geschrieben, kurz nach der Sexuellen Revolution in den 60ern. Die Jungfrauen sind weise und töricht zugleich. Weise, die Regeln und Riten ihrer Zeit zu befolgen, um ihre erreichbaren Ziele zu sichern, aber auch töricht, ihre Bevormundung, ihre eingeschränkte Rolle einfach hin zu nehmen. “Durch die Tür wird der Ernte reife Frucht festlich von Kerzenlicht erleuchtet....” Da ist eine andere Tür: Die Befolgung der Geschlechterrollen verspricht eine reiche, erfüllte Zukunft. “Wie der Fuss einer Treppe, die sich in einer Spirale verliert.” ... Zunächst war die Aufteilung der Geschlechterrollen (Arbeitsteilung) eine Überlebensstategie der archaischen Gesellschaft. Sie gehört zu den Grundlagen der menschlichen Entwicklung überhaupt und bildet einen Grundstein der kulturellen Evolution. Das sich weg entwickeln von streng von Instinkten vorbestimmten Verhaltensweisen verschaffte dem Menschen die Flexibilität, sich schneller und besser an (verändernde) Umgebungen anzupassen bzw. an Orte anderer Umweltbedingungen auszuwandern. Im Gegenzug brauchte der Nachwuchs mehr Zeit des Schutzes und der Fürsorge. Die Abnahme an vorbestimmten Verhalten musste durch erhöhte Sozialisation ausgeglichen werden, wodurch sich allmählich das Gefüge der Gesellschaft grundlegend in einem komplexen Muster veränderte. Es entwickelte sich eine Aufteilung von Verantwortlichkeiten zwischen Männern und Frauen in der Jäger- und Sammler( > -innen)-Gesellschaft als auch eine Arbeitsaufteilung nach Alter (Reife/ Erfahrung), die die Grundlage einer (Rang)ordnung nach Können bildet. Der Grund dieser Aufteilung blieb im Bewusstsein der Menschen lange verschollen, ward vergessen (in der Spirale verloren) und die Beziehung der Geschlechter geriet mit einer Perspektiventeilung/ Sichtverschiebung, die durch die Arbeitsteilung entstand, zunächst wahrscheinlich unbemerkt ausser Balance und führte schließlich zu einer Machtverschiebung. "Die Porzellan-(Schaufenster)puppe, mit zerbrochener Oberfläche“ ist eine gefallene Jungfrau. Mit der „zerbrochenen Oberfläche/ Haut“ hat sie die ihr mögliche Bestimmung ihres eigenen Schicksals in der Gesellschaft verloren. Sie verwandelt sich von einer „Heiligen Vorstellung“ („ihre Körper strahlend hell“, eine weitere Idealisierung) in eine Puppe, ein lebloses Objekt, einen „Gegenstand“, der von der Gesellschaft keinen Schutz erwarten kann (befürchtet einen Angriff). Heute scheint diese Vorstellung lächerlich, aber sie gehörte einst zur Realität der Gesellschaft. Und 1974 waren die Spuren dieser Realität in vielen Köpfen noch frisch. Die klugen und törichten Jungfrauen; Anita Rée; 1929 Die Absurdität der „hoffenden Flöhe“ wiederholt sich an der „fürchtenden Puppe“ mit entgegen gesetzten Vorzeichen. Eine Umschreibung, die Flöhen menschliche Regungen nahe legt steht hier neben der Verleugnung eines menschlichen Wesens mit realen Ängsten, mögen diese auch tabuisiert („Wert“ der Jungfräulichkeit) und damit unsichtbar gemacht sein. Insgesamt werden drei dieser Mechanismen, deren Qualität sich im Lauf des Songs schrittweise ändert, thematisiert. Angefangen wird mit dem natürlichen Reflex der Flöhe, der eine doppelte Analogie zur sexuellen Motivation (Umschreibung durch Gefühle, natürliches Verlangen) als zur Habgier (Umschreibung durch Symbole: Gold, Parasit) der Menschen aufweist. Darauf folgt der Vergleich eines natürlichen mit einem konstruierten Mechanismus (Symbole: Magnet (Glaube), Tür (Ziel)). Der Kreis schließt mit einem rein konstruierten Mechanismus ohne natürlichen Bezug/Vergleich (Symbol: Jungfrau, Gefühl: Furcht). „Die eifrige Meute hebt ihre Krüge, sie enthalten (tragen) alles, was ihnen fehlt.“ Der Inhalt der Krüge aus dem Gleichnis der „Klugen und törichten Jungfrauen“ war Lampenöl, ein wertvolles Gut, dass symbolisch immer mit positiven Eigenschaften besetzt war. Aber „die Flüssigkeit die durch den Sprung/ Spalt getropft, ist geronnen.“ Ein kleiner Gedankensprung: Neben dem Krug ist auch der Werfer beim Baseball ein „Pitcher“. [Heute handelt es sich um einen vulgären Begriff, der mit „Geber" ("Catcher" = "Empfänger") übersetzt werden kann.] Schließen wir an die oberen Gedankengänge an, so ist der „Inhalt“ der Pitcher, das genetische Material, noch rein (unberührt) und verfestigt sich (gerinnt) in der kulturellen Prägung. Verglichen mit den genetischen Erbanlagen lässt sich die kulturelle Prägung innerhalb kurzer Zeit (von Generation zu Generation) verändern. Der „gierigen Meute“ fehlt es an der rechten Prägung und so verfestigt sich die „Flüssigkeit“ (die durch den Spalt getropft ist) auf immer wieder gleiche Weise, solange sich jeder mit dem Resultat arrangiert und abfindet. “The tickler* takes his stickleback#” könnte dann folgend interpretiert werden: Der “Tickler” ist männlich: Entspricht der Bedeutung in “Counting Out Time”: “Die Menschheit schrubbt sich durch lausige Zeiten”. (“Mankind handkinds thru’ the blues”) Der “Tickler” ist weiblich: Sie wählt ihren “Stickleback” frei aus. *Tickler: Umgangssprachlich wird (heute und nicht im gesamten englischen Sprachraum bzw. allen Bevölkerungsschichten) der Partner, der mit den erogenen Zonen des anderen vertraut ist, als „tickler“ bezeichnet und sei es, um ihm/ ihr eine angenehme Fussmassage zu bescheren. #Stickleback:
Im "Annotated Lamb" ist nachzulesen, dass in manchen Textversionen statt „stickleback“
„tickleback“ abgedruckt wurde. Dort wird vermutet, dass es sich um einen Druckfehler
handelt. Unter den gleichen Einschränkungen wie oben erwähnt, bezeichnet „tickleback“
zumindest heutzutage eine Sexualpraxis. Es mag, wie anscheinend so vieles in
der Lamb, Zufall sein, aber diese beiden Sätze würden sie beschreiben: „(They)
move in a series of caresses that glide up and down my spine.“ (The
Diese Erklärungen erscheinen weit her geholt?…Die letzte Strophe des Songs ist wiederum nicht weniger verständlich und logisch als das Konstrukt der „unberührten Jungfrau“, das bis vor 50 Jahren die Gesellschaft beherrschte. Meines Erachtens beschäftigt sich Gabriel das ganze Album über damit, Raels (und seine) männlichen und verschollenen, un(ter)bewussten weiblichen Aspekte der Persönlichkeit zu einer ganzheitlichen Person zu verbinden. Sich in die Lage zu bringen, aus einem intakten, inneren Zentrum zu agieren anstatt von äußeren Einflüssen Ge-/Verformt zu werden. Leonard
Cohen beschreibt ein ähnliches Dilemma in seinem Gedicht/ Song „Suzanne“. Aber
während Suzanne immer eine außen stehende Person bleibt und Cohen zu ihr zurück
kehren muss, um das Gefühl der Ganzheit zu erlangen, findet Rael (Gabriel)
seine Suzanne in seinem Inneren in der Gestalt von Lilith. Der Name Suzanne
(hebräisch: Shoshana) bedeutet Lilie (Lily). Als Lilith Rael (Gabriel) zum
ersten Mal an die Bedeutung der Ganzheit heranführt (zwei goldene Kugeln, die
zusammen, als Symbol ihrer kombinierten Stärke, ein blendendes Licht erzeugen),
wendet er sich zunächst von deren gewaltiger Intensität, zu Tode erschrocken, ab.
Später überwindet er seine Angst, indem er in die wilden Stromschnellen
springt, um seine eigene Identität zu retten. Er birgt seine maskuline
Peripherie zur Außenwelt, dort bekannt in der Form des John. Er verschmilzt mit
John, doch etwas hat sich verändert. Seine Verbindung zur Welt hat sich
gewandelt, angezeigt durch das gelbe Band, das nun die Körper umschließt (in
der expressionistischen Kunst steht gelb für das Weibliche, wie blau für das
Männliche, siehe The Lamia). Die einst unterbrochene Verbindung zu seinem
Inneren ist wieder hergestellt. In späteren Songs von Gabriel lässt sich dieses Thema immer wieder finden. „Blood of Eden“, „Rythm of the Heat“ (ein direkter „Nachfolger“ auf „It“, der die gefundene Energie demonstriert), „Darkness“ und viele andere Stücke, sowie auch auf der CD-Rom „Eve“, auf der die Suche nach der verlorenen Eve ein Leitmotiv bildet. Außerdem hat er’s mit dem Mond (Lilith = die dunkle Mondgöttin). Hier die alte, englische Version (von 2007):
First: "Carpet Crawl" (further: CC) is just a small piece of a bigger context and you can´t get through it by isolating it from the rest of the lyrics. There are a lot of relations to other parts of the album. In fact it marks a center, the focus to the whole narration. Imagine "The Lamb Lies Down On Broadway"-Story as a double funnel. CC builds the connection between the two single-funnels. It sucks the stuff from one (out)side, the material world, through the "needle´s eye" to the other (in)side, your inner private world, where you have to deal with it and produce reflection and a reaction back to the world. These are principles of orientation and communication. To collect and select the matters of importance for your own unique sphere and to let them really in, deep in your mind gives you the opportunity to reflect yourself back to the world in a process of interaction. You are impressed and you will express yourself at the same time in an ongoing circle. The opposite of the double-funnel is the corridor. It is narrowed by (various) filters that brings you to handle the input in a prefabricated way. The carpet crawlers "just" heed their callers. They just crawling on the surface incapable to reflect or react, just following blind, led by moral, ideology, economy or whatever. They see a door: their goal to achieve in expectation of a gratification: acceptance, fame, richness, blessedness. But they are not able to see the tiny needle´s eye that is just open for ideas and interaction [and "closing on the poor" (in mind or spirit)] which leads you to an independent state of existence. "get
in to get out" is an expression of universal meaning and can filled up
with nearly everything. Between in and out you will find any content.
"It´s over to you." The content between birth (in) and death (out)
should be life. But it seems to be that the crawlers bring just their
bodies in and out. It is the question about reality. What is really real? It is the question about to tell genes from conditioning. To tell truth from fabrication. Gabriel begins with a simple impression: "The wool is soft and warm." (The clearest sentence of the whole story!) Something he can sense with his body. Then: The salamander scurries into flame to be destroyed. You can proof that with your eyes. But: In ancient times (say just 100 y. ago some places) people thought, salamanders are creatures of the fire and can´t destroyed by heat (so they throw them into flames ´cos they thought they were the cause of all kinds of burning). So you have to be alert. Who gives you the guarantee everything you see or you were told of is true? And by the way, why should a salamander scurries into flame at all? Next step is to mix it up: "Imaginary creatures are trapped in birth on celluloid" is a mixture of reality and fabrication or construction, the cultural reality we live in. You can divide it in: Trapped on celluloid means: it is burned in your brain by conditioning. "Each thought and gesture are caught on celluloid. There´s no hiding in my memory. No room to void" (avoid). You will not be able to wipe it off. It became a part of your reality. (If you "burned" as an Englishman you can´t be a German or more strange for example: Chinese; if you were 25 years old in 1600 you are not able to survive in 2008-society). As an adult, your conditioning became as real to you as your genetic code. "The fleas cling to the golden fleece, hoping they´ll find peace": 1.
"The fleas cling to a fleece" of course! That´s the thing you can
watch, the real thing. The fleas follow their instincts to survive, a
natural mechanism. To add ... "hoping they´ll find peace" makes the
whole thing absurd (or leads you to take "fleas" as a symbol and create
a association). Fleas doesn´t "hope" anything at all, it´s an only
human ability. But you will find more sentences in this song that are
constructed the same way like: "pulled up by a magnet believing they´re
free" or "A manikin fears attack". To compare the flea-sentence with
the magnet-sentence shows you that humans follow mechanisms as well but
here these mechanisms are not always natural, most of them are
constructions of society the people not aware of (= believing they´re
free). But as a human being there is a chance to break these mechanisms
by awareness and then you got the ability to choose (leads to chamber
of 32 doors) personal freedom. 2. Reminds to the struggle of sperms to enter the ovum. Why? Maybe just because "hoping they´ll find peace" describes a human aim of sexual motivation, that leads you here to a powerful imagination. [An example how our instincts are connected to our emotions and how strong they really are and it also shows you how easy it can be to "manipulate" people by using (or abusing) their instincts.] 3. The "golden fleece" is something like an artifact of an old Greek myth. (Look for it in Wiki) In ancient times people in east Europe used the fleece of sheep to wash gold out of the rivers. So in Greek culture the lamb have had another spiritual meaning as in Jewish or Christian cultures. So believe it: "This lamb has nothing whatsoever to do with Rael, or any other lamb - it just lies down on Broadway." (find it in LLDOB-Song; Cover-Lyrics). Means: LLDOB´s got nothing to do with religion in particular. Related to the Greek myth, the lamb is a symbol of wealth, making money. Members of Christian culture tend to overpower the biblical theme (due to their conditioning!) according the numerous mystical symbols Peter Gabriel brings up here. The lower verse beginning with: "Mild mannered supermen..." dealing with a special aspect of our condition. The gender role and the relationship between genders. Superman is an idealized "person", an imagination of being a man at all. It contains the double character of manhood: the strong, wild "version" fits to rule the world and the soft one (Clark Kent), the civilized (mild mannered), also fits to gain a woman. The double character is very hard to achieve and a cause for (self-)destruction (held in kryptonite = in the Superman-Saga a dangerous element of the planet Krypton which nullifies the strength of its inhabitants). Remember: this was written in 1974, just short time after the sexual revolution of the 60s. The virgins are wise and foolish at once. They are wise to accept the rituals and rules of their times to achieve their reachable goals but if you see it in the light of awareness of their situation as a depressed part of society they act foolish at the same time to accept their role. "Through a door a harvest feast is lit by candlelight;"... there is another door to achieve. By following the rules of the gender roles it is promised a fulfilled and rich future to come. "It's the bottom of a staircase that spirals out of sight." ...At first the division of gender roles was a necessity to survive in archaic culture. To get rid off strong determined behavior and instincts gives flexibility to adapt to chancing environments quickly. But it also means the newborns need more protection, care and time for learning (now they have to be conditioned to compensate the lack of genetic determination.) The necessity of teaching the young leads to a division of responsibilities between men and women and the hunter(men) -gatherer(women)-society. The Cause of the division never comes to awareness to humanity for a long time, it was forgotten (spirals out of sight) and the relationship between the genders get out of balance with the increase of power of men caused by their part of responsibilities.
Following this thoughts "The eager pack lift up their pitchers, they carry all they lack." (associate pitchers with Baseball!) reminds to the fact that the content of the "pitchers" is pure and clean and so there is a chance to alter society rules and rites (or culture) in a very short time compared to alter the genetic code. "The eager pack" lacks of the right conditioning and so every time the "liquid" congeals, (which has seeped out through the crack) in the same old fashioned way as long as everybody arranges himself with the results. "The tickler takes his stickleback" could express two things: Tickler is male: go on this way and you will be lost in masturbation. Similar meaning as: Erogenous zones I question you- Without you, what would a poor boy do? Without you, mankind handkinds thru' the blues. Tickler is female: Be aware of your power and choose (take) the "stickleback" who is willing to liberate gender relationships to influence and alter society and bring it to a balance between the sexes. [Umgangssprachlich wird (heute und nicht im gesamten englischen Sprachraum bzw. allen Bevölkerungsschichten) der Partner, der mit den erogenen Zonen des anderen vertraut ist, als "tickler" bezeichnet und sei es, um ihm/ ihr eine angenehme Fussmassage zu bescheren. Im "Annotated Lamb" ist nachzulesen, dass in manchen Textversionen statt "stickleback" "tickleback" abgedruckt wurde. Dort wird vermutet, dass es sich um Druckfehler handelt. Unter den gleichen Einschränkungen wie oben erwähnt, bezeichnet "tickleback" zumindest heutzutage eine Sexualpraxis.] Over the whole album one of Gabriels aim is to connect the male and (cut off or subconscious) female aspects of his personality to get out as a whole and complete person. To be able to act from an intact inner center instead to be (de)formed by outside influences. Leonad Cohen describes a similar dilemma in his song "Suzanne". But while Suzanne is still an "outside" person (The reason of the melancholy in the song is the knowledge to miss something of yourself in her absence.) and you have to met her to get the feeling of wholeness, Gabriel finds his Suzanne inside himself in the figure of "Lilith". The name Suzanne (Hebrew: Shoshana) means lily. The first time Lilith shows Rael/ Gabriel the meaning of wholeness [two golden globes (= closed spheres), (just) together producing a blinding white light (a symbol of their combined power)] he was shocked of its intensity and refused it on the first try. |